Die beunruhigenden und viel diskutierten drei ersten Kinofilme des Meisterregisseurs bilden zusammen die Trilogie der emotionalen Vergletscherung und thematisieren jeweils eine Gewalttat ohne offensichtliches Motiv: Der schockierende "Der siebente Kontinent" (1989) zeichnet den unspektakulären, monotonen Alltag einer Kleinfamilie nach. Bis das Ehepaar beschließt, gemeinsam mit der zehnjährigen Tochter in den Tod zu gehen, und die Tat auf zutiefst verstörende Weise vollzieht. Szenen einer Hausschlachtung. Der Bolzenschussapparat wird angesetzt, das Schwein reißt seine Augen auf, ringt mit dem Tod. Rewind. "Bennys Video" (1992) folgt einem wohlstandsverwahr- losten Sohn aus gutem Hause, der zwischen Monitoren und Abspielgeräten thront. Als er vor einer Videothek einem Mädchen begegnet, führt dies nicht zu pubertär-sexuellen Spielereien, sondern zum eiskalten Mord. "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" (1994) zeigt Menschen, deren Schicksale sich in der Katastrophe eines tödlichen Amoklaufs in einer Bank kreuzen. Nach den Längsschnitten von zwei Familiengeschichten folgt der Querschnitt durch die Gesellschaft. Haneke erstellt ein Protokoll der existenziellen Überforderung und gliedert es in 71, durch Schwarzbilder voneinander getrennte Alltagsszenen.
