Müll ist nicht gleich Müll, er ist nicht nur ein entweder »vergänglicher« oder »dauerhafter« Rest nach der Kategorisierung von wertlosen Abfällen - Müll ist ein Prozess. Wie Michael Thompson bereits 1979 gezeigt hat, ist »Wert« nämlich keine feste Eigenschaft von Gütern, sondern ein Ergebnis sozialer und kultureller Konventionen und Zuschreibungen. Daher kann nur in der Kategorie des Wertlosen, also im Müll, die Neubewertung vom Vergänglichen zum Dauerhaften, vom Wertlosen zum Werthaltigen stattfinden. Unter Hinzunahme verschiedener neuer Beiträge wird dieser Ansatz nun erweitert. Das »Phänomen Müll« hilft so, unterschiedliche gesellschaftliche Mechanismen der Wertschöpfung zu analysieren und zu verstehen.
Michael Thompson ist Forschungsbeauftragter am International Institute for Applied Systems Analysis in Laxenburg, Österreich, und Fellow am Institute for Science, Innovation and Society and Civilization an der University of Oxford. Nach seiner Tätigkeit als Berufssoldat und Bergsteiger im Himalaya studierte er Anthropologie in London. In seiner Forschung beschäftigt er sich u.a. mit der Abholzung und nachhaltigen Entwicklung im Himalaya, der Entwicklung von Haushaltsprodukten, dem globalen Klimawandel, der technologischen Entwicklung sowie mit Kulturtheorien.