Demokratie ist ein Versprechen: die Herrschaft des Volkes. Das Volk ist aber keine Einheit. Es setzt sich zusammen aus vielen Individuen. Wie kann sich angesichts dieser Verschiedenheit ein demokratisches Wir einstellen, das sich der Versuchung eines identitären Wir widersetzt?
Das demokratische Wir ist ein revolutionäres Wir: Es empowert das Ich und bringt so die Verhältnisse zum Tanzen. Es steht für die Sensibilisierung der Gesellschaft und die Emotionalisierung der Politik. Das demokratische Wir ermöglicht eine leidempfindliche Politik, die nicht bei der Wahrnehmung des eigenen Leids stehen bleibt, sondern empfänglich ist für das Leid Anderer.
Jürgen Manemann (Prof. Dr.) ist Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. In seinen Arbeiten setzt er sich u.a. mit gegenwärtigen Herausforderungen des politischen Zusammenlebens und den Folgen des Klimawandels auseinander.