Charkiw in der Ukraine war in den 1920er-Jahren ein aktives Zentrum der Avantgarde, das mehrfach an Peripherien gelegen war: Räumlich abseits der Machtzentren und zeitlich in der letzten Phase der Avantgarde positioniert, differierten auch die künstlerischen Praktiken von tonangebenden Erscheinungen, etwa indem sie überholte Konzepte der Abstraktion mit funktionalistischen Ansätzen vereinten. Die Formationen Nova Generacija (1927-1931) und Avanhard (1925-1929) interagierten dabei rege mit der Avantgarde in Ost und West. Vera Faber analysiert nun erstmals umfassend die dabei zum Einsatz kommenden polemischen Praktiken der Aus-, Ab- und Eingrenzung anhand von Programmtexten und literarischen sowie künstlerischen Arbeiten.
Vera Faber (Dr. phil.) studierte Slawistik und Design und promovierte an der Universität Wien. Für ihre Dissertation wurde sie mit dem DOC.Award ausgezeichnet. Sie lehrt Kunst- und Literaturwissenschaft an mehreren Universitäten. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die ost- und mitteleuropäischen Avantgarden, Intertextualität, Intermedialität, Film, Fotografie, Kunst- und Literaturtheorie sowie die Wechselbeziehung zwischen Kunst und Macht.