Kann man mit Erziehung die Welt verbessern? Die Geschichte der Pädagogik zeigt, dass gerade die Hoffnung auf ein besseres und glückseliges Gemeinwesen zu allen Zeiten Movens pädagogischen Engagements gewesen ist.
Vor allem im Kontext christlicher Reformansätze oder gnostischer Interpretationen des Christentums kam es spätestens zu Beginn der Neuzeit zu einer starken, meist auch geschlechtsspezifisch konnotierten Orientierung am Subjekt und dessen Wandelbarkeit durch Erziehung. Pädagoginnen und Pädagogen glaubten hier den Schlüssel zur Entfehlerung der Welt (J.A. Comenius) entdeckt zu haben.
Diese Vorstellung konkretisierte sich in zahlreichen Erziehungskonzepten und führte in der Folge zu einer Theologisierung der Pädagogik. Ihre Emanzipation von den religiösen Instanzen in einer vermeintlich säkularen Welt führte keinesfalls zum Verschwinden dieser theologischen Strukturen. Sie setzten sich vielmehr ohne ihren dogmatischen Bezug fort.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes analysieren die sakralen Momente exemplarischer subjektorientierter Bildungskonzepte und fragen dabei vor allem danach, wie diese traditionelle Geschlechterkonstruktionen bestätigt oder in Frage gestellt haben.
Die Perspektive der longue durée vom 17. bis zum 21. Jahrhundert illustriert dabei die offenbar ungebrochene Produktivität des theologischen Paradigmas in der Erziehung bis in die Gegenwart.